Sammlung aller Schriften von Assassin's Creed Liberation
Auf dieser Seite finden sich Schriften, welche man in Liberation finden kann.
Seite 2 Heute nimmt A- meine hand. Er lässt los als B- kommt. B- lacht. Er sagt M- wird böse sein. Er sagt A- soll trainieren. Trainieren wofür? Ich mag B- nicht. Ich traue B- nicht. Er ist böse.
Seite 3 Ich habe blasen an Händen vom schrubben und schmerzen am knie vom boden. Mistress L- sagt ich soll aufhören sonst sinkt mein preis. Wenn ich hässlich oder lahm bin wird niemand mich kaufen bei der auktion. Wenn mein preis schlecht ist schlägt sie mich. Mistress C- sagt ich soll nicht auf sie hören.
Seite 4 Ich folge A- und B- zu geheime treffen mit M-. Ich weiß ich darf nicht doch ich sorge mich so um A-. Er ist nicht derselbe nach den treffen mit M-. Ich weiß jetzt sein training ist für die Bruderschaft. M- sagt wir müssen es für uns selbst tun. Wir dürfen keine angst haben für unsere Freiheit zu töten oder zu sterben. Wie A-. Hat A- getötet? Für welche Freiheit? Ich frage mich was M- von mir verlangt für die bücher und die lektionen?
Seite 5 A- bittet mich, M-s Bruderschaft beizutreten. Er sagt, nur so können wir zusammen sein. Er sagt nicht warum. Er weiß nichts von mir lauschen. B- sagt, ich trete niemals bei, weil ich verräter bin. A- schlägt ihn. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich liebe A-, doch die Bruderschaft macht mir Angst.
Seite 6 A- gibt mir Kräuter von M-. Ich soll sie der Familie beim Abendessen in den Wein mischen. Das tue ich nicht. Mistress L- ist grausam, aber ich kann Mistress C- und den Kindern nichts tun. A- geht. Er sagt, wenn ich nicht der Bruderschaft von M- beitrete, sprechen wir uns nie wieder.
Seite 7 Ich muss es irgendwo beichten, also beichte ich es hier. Als A- ging, habe ich etwas genommen von ihm. Etwas, was die Bruderschaft braucht. Wofür sie töten würde. Ich weiß nicht, warum ist es so wichtig. Aber ich fürchte, A- und B- und M- werden wissen, dass ich es habe. Doch jetzt ist es zu spät für sie. Auch wenn sie mich töten, sie werden es nie finden.
Seite 8 Mistress L- sagt, die Auktion ist nächste Woche. Es ist falsch so zu denken, doch ich wünsche sie ist früher. Ich hoffe, ich werde verkauft und weit weggebracht. Meine Zukunft ist mir egal. Ich muss nur fort von hier. Fort von der Bruderschaft.
Seite 9 Bei der Auktion ziehen sie meine Lippen hoch. Sie klopfen gegen meine Zähne. Sie sehen unter mein Kleid. Sie kneifen meine Beine. Ich muss singen und erklären, wie man Leinen wäscht. Manche mögen nicht, wie ich spreche. Also verstelle ich mich und spreche nur wenig. So als hätte M- mir nichts beigebracht. Keiner will mich. Ich habe Angst, Mistress L- lässt mich auspeitschen.
Am Ende kommt ein Mann. Monsieur de G- nennen sie ihn. Er ist still und sieht mich nicht an. Mistress L- sagt, er bringt mich nach la Louisianne. Ich bin froh, diesen Ort zu verlassen.
Seite 10 Ich darf nur mitnehmen, was ich am Leib trage. Doch ich konnte mein Buch verstecken. Ich trage es unter meinem Kleid. Ich sticke das Herz der Bruderschaft in den Einband. Ich habe Angst, dass Mistress L- es findet, doch ich habe Glück.
Ich bin jetzt auf dem Schiff, das mich von hier fortbringt. Zuerst habe ich Angst, es ist wie damals. Als ich meinen Eltern weggenommen wurde. Doch ich darf in der Kabine schlafen, in der Nähe von Monsieur de G-. Damit ich mich um ihn kümmern kann. Manchmal darf ich an die Luft. Es gibt Essen. Niemand stirbt.
Seite 11 Monsieur de G- besucht mich nachts in meinem Zimmer. Zuerst denke ich, das gehört sich nicht. Aber ich weiß, ich kann ihn nicht abweisen. Ständig denke ich an A-. Habe ich ihn verraten? Oder er mich? Ich bin froh, dass er mich hier nicht findet, aber ich sehe sein Gesicht in jedem Mann, dem ich begegne. Manchmal wünsche ich ihn mir her. Ich versuche, mich Monsieur de G- stärker zu widmen. Er behandelt mich gut,obwohl er nicht muss. Er gibt mir Sicherheit. Er sagt mir, er heißt P-.
Seite 12 Wir erreichen New Orleans. Monsieur de G- sagt, dass ich nicht bei den anderen Sklaven schlafe, sondern in seinem Haus. Ich weiß nicht, was die anderen denken werden. Ich weiß nur, dass ich froh sein sollte über jedes Zuvorkommen.
Seite 13 7. Mai, 1746
P- hat mich gefragt, ob ich seine Mätresse werden würde. Ich werde sein Angebot wohl akzeptieren müssen, denn mehr als eine inoffizielle Ehefrau werde ich wohl nie sein können. Vielleicht habe ich es auch verdient, weil ich A- und seine Brüder hintergangen habe. Ich sollte also glücklich damit sein.
P- ist sehr liebevoll zu mir, mehr als ich verdiene. Ich mag ihn wirklich sehr. Und ich habe ihm auch etwas zu sagen: Ich trage ein Kind in mir. Ich hoffe, das missfällt ihm nicht.
Seite 14 20. Juni, 1747
Meine Tochter wurde geboren. Sie ist gesund und munter. Meine Liebe zu ihr wächst auf eine Art und Weise, die mich glauben lässt, dass ich nie zuvor wahre Liebe gekannt habe. Sie hat P-s Augen. Wir werden sie Aveline nennen.
P- war so voller Gefühle bei ihrer Geburt. Als er sie sieht, fällt er auf seine Knie. Er sagt, er ist beschämt. Er bittet mich um Verzeihung, dass er mich all die Zeit als Sklavin hielt. Er schwört, uns beiden die Freiheit zu schenken. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für die Zukunft.
Seite 15 9. November, 1749
Ich habe lange nicht mehr geschrieben, so beschäftigt bin ich mit Aveline und dem ganzen Haushalt. Wir sind eine richtige Familie geworden! Und Aveline ist das Herz unseres Heims, alle sind hingerissen von ihrer Verspieltheit und ihrem sorglossen Lachen.
Nie hätte ich gedacht, dass meine Tochter einmal ein Leben in Sorglosigkeit und Freiheit führen würde. Sicher gibt es die, die uns in den Straßen mit Spott und Frechheiten begegnen, doch die meisten sind freundlich. Ich weiß wohl, dass wir das P-s bedeutender Position und seinem geschäftlichen Erfolg zu verdanken haben, doch ich bin jeden Tag dankbar dafür.
Nicht seit ich meine Eltern zuletzt sah, habe ich gehofft, eines Tages wieder so glücklich zu sein.
Seite 16 12. August, 1750
Aveline wird größer, ein gesundes, kluges und schönes Kind. Wie ihr Vater sie verwöhnt! Unser Glück wird nur getrübt von geschäftlichen Schwierigkeiten, die P- keine Ruhe lassen. Jeden Abend kehrt er später und später heim, seine Stirn mehr und mehr in Sorgenfalten. Doch er ist sicher, dass sein Investor, Monsieur de L-, und dessen Tochter, die oft zu Besuch ist, ihn durch diese unruhige See führen wird. Ich sage ihm oft, dass wir auch mit weniger Geld auskommen, falls nötig.
Seite 17 2. Oktober 1750
Manchmal sorge ich mich um meine Tochter. Trotz all ihres Charmes und ihres Verstandes ist sie sehr... aktiv, für ein Mädchen ihres Alters. Wir können kaum zum Markt gehen, ohne dass sie Hunden und Hühnern hinterherläuft oder auf Stände und Kisten klettert. Ich sage ihr, dass sie bei mir bleiben muss, damit ich sie nicht verliere. Doch sie hält es für ein Spiel, kichert wild und läuft wieder fort.
Seite 18 8. Januar, 1751
Heute auf dem Markt hat mich der Fischverkäufer etwas Merkwürdiges gefragt. Seine Frau hörte von der Frau des Bäckers, dass Mademoiselle de L- gestern Abend während der Mardi Gras-Feier in den Armen von P- getanzt hat. Ich sagte ihm gleich, dass sie sich sicher getäuscht haben wegen der Masken. P- hat die halbe Nacht gearbeitet, ganz in Gedanken wegen seiner Geschäfte. Es sieht aus, als gäbe es eine neue Gelegenheit am Horizont.
Seite 19 15. März 1751
Heute empfing ich Mademoiselle de L- zum Tee. Sie stellte viele Fragen über das Haus und all die Artefakte darin. Und sie hat Avelines Vorführung auf dem Klavier sehr genossen. Das muss man sich vorstellen! Klavierstunden! Ich hätte mir nie erträumt, dass eines meiner Kinder derart verwöhnt wird, und doch fühlt es sie sich dabei so wohl, wie ein Fisch im Wasser.
Seite 20 23. August, 1751
Ein großer Schock. P- wird offiziell heiraten, die Tochter von Monsieur de L-. Was soll nun aus mir werden? Und Aveline?
Ich möchte fliehen, noch heute Nacht, doch ich weiß, dass ohne den Schutz von P- die Gefahr zu groß ist, dass man mich wieder einfängt. Und wenn man mich wieder zu einer Sklavin macht - nein, ich darf nicht daran denken. Das kann alles nicht sein. Ein einziges Leben kann nicht so voller Kummer sein.
Seite 21 5. Februar 1752
Monsieur de G- (ich möchte ihn jetzt nicht P- nennen) hat die Madame geheiratet. Er besteht darauf, dass sich dadurch zwichen uns nichts ändert, doch er ist blind. Es hat sich bereits alles geändert.
Aveline und ich haben unsere Privatgemächer im Haus und die Madame behandelt mich wie eine persönliche Hausmagd. Wie sie meine Anwesenheit ertragen kann, bei all den geschwätzigen Schandmäulern von New Orleans, die bei uns ein und aus gehen, weiß ich nicht.
Ich träume immer noch davon, zu fliehen, doch Aveline liebt ihren Vater so sehr. Ich kann sie nicht von ihm losreißen, so wie ich meinen Eltern entrissen wurde.
Seite 22 19. Januar, 1756
Die Madame zeigt ein recht auffallendes Interesse an mir. Jeden kleinen Dienst dankt sie mir überschwänglich, obwohl ich doch ihre Angestellte bin. Stundenlang sitzt sie bei mir, während ich nähe und flicke, und fragt mich, wie es mir in Saint Domingue erging. Sie weiß erstaunlich gut Bescheid, und kannte sogar den Namen M-. Totz all des Leids, das sie mir brachte, und für das ich sie verachten will, fühle ich mich doch genötigt zu antworten, mehr als mir die Höflichkeit auferlegt, die ich ihr als Hausherrin schulde.
Seite 23 7. März 1757
Die Madame hat Kontakt zu vielen Frauen großer Händler, die viel über die Formen von Hüten und die Preise von Stoffen reden. Ich versuche, Neues über die Bruderschaft zu erfahren, oder es gar zwischen den Zeilen herauszulesen, doch bisher habe ich keine Informationen erhalten, die bestätigen können, ob ich hier weiterhin sicher bin, oder nicht.
Seite 24 14. April, 1757
Die Madame hat mir heute etwas Merkwürdiges erzählt. Sie sprach von der Frau eines Kaufmanns, dessen Geschäftspartner kürzlich bei Saint Domingue aufschnappte, dass ein Voodoo-Hungan namens M- an Bord eines Schiffes nach La Louisiana ging. "Merkwürdig, nicht wahrß", sagte sie. "Was könnte so jemand nur in New Orleans wollen? Was könnte er hier wohl suchen?"
Ich fürchte, ich kenne die Antwort nur zu gut. Mich sucht er.
Seite 25 1. Mai, 1757
Es fällt mir schwer, das zu schreiben - fast unmöglich ist es. Heute Nacht verlasse ich New Orleans. Madeleine, Gott segne sie, schwor, sich meiner Aveline anzunehmen, sie zu lieben, sie aufzuziehen und zu schützen - wenigstens bis es sicher genug für meine Rückkehr ist.. Dank ihrer Kontakte fand sie für mich eine Zuflucht in Chichén Itzá, wo ich sicher bin und Arbeit habe.
Sobald die Gefahr vorüber ist, kehre ich zurück. Wenn ich nicht sicher wäre, dass dies bald geschehen könnte, ich würde das alles nicht überstehen. Ich verlasse meine Tochter, denn nur so ist sie wirklich sicher - und nur so werde ich sie einmal wiedersehen. Ich ließ das Herz bei ihr, damit sie es aufbewahrt, nur weiß sie nichts davon.
Seite 26 Ich weiß nicht, welcher Tag es ist. Doch trotz des Kummers, der mich jeden Moment plagt, geht es mir gut in Chichén Itzá. Monsieur de F- hieß mich willkommen und gab mir Arbeit in der Gemeinde, die er aufbaut.
Hier sind Wissenschaftler, die eine große archäologische Ausgrabung durchführen, auf der Suche nach heiligen Ruinen und der Geschichte dieses Ortes.
Hier muss ich nicht verstecken, dass ich schreiben kann. Man ermutigt uns sogar dazu. Ich bekam ein neues Buch. Das alte ließ ich zurück, denn welchen Sinn hat die Vergangenheit hier für mich?
Seite 27 Ich entdeckte heute etwas Eigenartiges bei der Ausgrabungsstätte. Die Artefakte, die wir zutage bringen, zeigen auffallende Ähnlichkeiten zum Herz der Bruderschaft. Ein Schauer überkam mich, als ich die erste Scherbe in den Händen hielt. Ich will nicht undankbar sein, man behandelt mich gut hier. Doch frage ich mich, ob es noch einen Grund für diese Ausgrabungen gibt, und was wirklich hinter dem Lächeln unserer Auftraggeber steckt.
Oh, wie ich mir wünsche, dass die Madame mir Nachricht aus New Orleans schickt. Ich vermisse Aveline so schrecklich, und ich möchte fort von hier, sobald es sicher genug ist.
Seite 28 Ich wurde zur Vorarbeiterin ernannt, also bin ich sicher, sie ahnen nichts von meinem Verdacht. Doch Tag für Tag wächst meine Besorgnis. Mir gefällt das gierige Funkeln in den Augen De F-s nicht, wenn er danach fragt, warum nicht schon längst mehr Artefakte gefunden wurden.
Noch immer kein Wort von der Madame zu Aveline. Kennt meine Tochter überhaupt noch mein Gesicht?
Seite 29 Ich glaube, ich habe das Artefakt entdeckt, das sie suchen. In meinen Händen spüre ich seine Macht. Es ist ein Teil einer Scheibe - wie ein Triptychon entfaltet es seinen Sinn erst zusammen mit den beiden anderen Teilen. Von einem weiß ich bereits. Das andere, hab ich es einmal gesehen? Nur wo?
Das spielt nun keine Rolle. Ich habe die Scherbe versteckt. Sie werden sie nicht finden.
Ich erkenne jetzt, dass es närrisch war, der Madame zu vertrauen. Sie ist nicht, was sie scheint. Ihr Wissen stammt nicht vom Klatsch der Kaufmannsfrauen, sondern direkt von der Quelle. Sie gehört nicht zur Bruderschaft, und ist doch ähnlich finster. Ich fürchte um meine Tochter - wie sehr und zu welchem Zwecke man sie bereits beeinflusst hat.
Seite 30 Zu guter Letzt ist de F- meine Ausflüchte leid. Er verbannte mich von der Arbeit und aus der Gemeinschaft. Ich werde mir ein Versteck suchen. Solange de F- den Hafen kontrolliert, gibt es keine Aussicht auf eine Flucht. Diese Leute sehen alles, wissen alles.
Jeannes Tagebuchseiten
Seite 1
Seite 2 Heute nimmt A- meine hand. Er lässt los als B- kommt. B- lacht. Er sagt M- wird böse sein. Er sagt A- soll trainieren. Trainieren wofür? Ich mag B- nicht. Ich traue B- nicht. Er ist böse.
Seite 3 Ich habe blasen an Händen vom schrubben und schmerzen am knie vom boden. Mistress L- sagt ich soll aufhören sonst sinkt mein preis. Wenn ich hässlich oder lahm bin wird niemand mich kaufen bei der auktion. Wenn mein preis schlecht ist schlägt sie mich. Mistress C- sagt ich soll nicht auf sie hören.
Seite 4 Ich folge A- und B- zu geheime treffen mit M-. Ich weiß ich darf nicht doch ich sorge mich so um A-. Er ist nicht derselbe nach den treffen mit M-. Ich weiß jetzt sein training ist für die Bruderschaft. M- sagt wir müssen es für uns selbst tun. Wir dürfen keine angst haben für unsere Freiheit zu töten oder zu sterben. Wie A-. Hat A- getötet? Für welche Freiheit? Ich frage mich was M- von mir verlangt für die bücher und die lektionen?
Seite 5 A- bittet mich, M-s Bruderschaft beizutreten. Er sagt, nur so können wir zusammen sein. Er sagt nicht warum. Er weiß nichts von mir lauschen. B- sagt, ich trete niemals bei, weil ich verräter bin. A- schlägt ihn. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich liebe A-, doch die Bruderschaft macht mir Angst.
Seite 6 A- gibt mir Kräuter von M-. Ich soll sie der Familie beim Abendessen in den Wein mischen. Das tue ich nicht. Mistress L- ist grausam, aber ich kann Mistress C- und den Kindern nichts tun. A- geht. Er sagt, wenn ich nicht der Bruderschaft von M- beitrete, sprechen wir uns nie wieder.
Seite 7 Ich muss es irgendwo beichten, also beichte ich es hier. Als A- ging, habe ich etwas genommen von ihm. Etwas, was die Bruderschaft braucht. Wofür sie töten würde. Ich weiß nicht, warum ist es so wichtig. Aber ich fürchte, A- und B- und M- werden wissen, dass ich es habe. Doch jetzt ist es zu spät für sie. Auch wenn sie mich töten, sie werden es nie finden.
Seite 8 Mistress L- sagt, die Auktion ist nächste Woche. Es ist falsch so zu denken, doch ich wünsche sie ist früher. Ich hoffe, ich werde verkauft und weit weggebracht. Meine Zukunft ist mir egal. Ich muss nur fort von hier. Fort von der Bruderschaft.
Seite 9 Bei der Auktion ziehen sie meine Lippen hoch. Sie klopfen gegen meine Zähne. Sie sehen unter mein Kleid. Sie kneifen meine Beine. Ich muss singen und erklären, wie man Leinen wäscht. Manche mögen nicht, wie ich spreche. Also verstelle ich mich und spreche nur wenig. So als hätte M- mir nichts beigebracht. Keiner will mich. Ich habe Angst, Mistress L- lässt mich auspeitschen.
Am Ende kommt ein Mann. Monsieur de G- nennen sie ihn. Er ist still und sieht mich nicht an. Mistress L- sagt, er bringt mich nach la Louisianne. Ich bin froh, diesen Ort zu verlassen.
Seite 10 Ich darf nur mitnehmen, was ich am Leib trage. Doch ich konnte mein Buch verstecken. Ich trage es unter meinem Kleid. Ich sticke das Herz der Bruderschaft in den Einband. Ich habe Angst, dass Mistress L- es findet, doch ich habe Glück.
Ich bin jetzt auf dem Schiff, das mich von hier fortbringt. Zuerst habe ich Angst, es ist wie damals. Als ich meinen Eltern weggenommen wurde. Doch ich darf in der Kabine schlafen, in der Nähe von Monsieur de G-. Damit ich mich um ihn kümmern kann. Manchmal darf ich an die Luft. Es gibt Essen. Niemand stirbt.
Seite 11 Monsieur de G- besucht mich nachts in meinem Zimmer. Zuerst denke ich, das gehört sich nicht. Aber ich weiß, ich kann ihn nicht abweisen. Ständig denke ich an A-. Habe ich ihn verraten? Oder er mich? Ich bin froh, dass er mich hier nicht findet, aber ich sehe sein Gesicht in jedem Mann, dem ich begegne. Manchmal wünsche ich ihn mir her. Ich versuche, mich Monsieur de G- stärker zu widmen. Er behandelt mich gut,obwohl er nicht muss. Er gibt mir Sicherheit. Er sagt mir, er heißt P-.
Seite 12 Wir erreichen New Orleans. Monsieur de G- sagt, dass ich nicht bei den anderen Sklaven schlafe, sondern in seinem Haus. Ich weiß nicht, was die anderen denken werden. Ich weiß nur, dass ich froh sein sollte über jedes Zuvorkommen.
Seite 13 7. Mai, 1746
P- hat mich gefragt, ob ich seine Mätresse werden würde. Ich werde sein Angebot wohl akzeptieren müssen, denn mehr als eine inoffizielle Ehefrau werde ich wohl nie sein können. Vielleicht habe ich es auch verdient, weil ich A- und seine Brüder hintergangen habe. Ich sollte also glücklich damit sein.
P- ist sehr liebevoll zu mir, mehr als ich verdiene. Ich mag ihn wirklich sehr. Und ich habe ihm auch etwas zu sagen: Ich trage ein Kind in mir. Ich hoffe, das missfällt ihm nicht.
Seite 14 20. Juni, 1747
Meine Tochter wurde geboren. Sie ist gesund und munter. Meine Liebe zu ihr wächst auf eine Art und Weise, die mich glauben lässt, dass ich nie zuvor wahre Liebe gekannt habe. Sie hat P-s Augen. Wir werden sie Aveline nennen.
P- war so voller Gefühle bei ihrer Geburt. Als er sie sieht, fällt er auf seine Knie. Er sagt, er ist beschämt. Er bittet mich um Verzeihung, dass er mich all die Zeit als Sklavin hielt. Er schwört, uns beiden die Freiheit zu schenken. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für die Zukunft.
Seite 15 9. November, 1749
Ich habe lange nicht mehr geschrieben, so beschäftigt bin ich mit Aveline und dem ganzen Haushalt. Wir sind eine richtige Familie geworden! Und Aveline ist das Herz unseres Heims, alle sind hingerissen von ihrer Verspieltheit und ihrem sorglossen Lachen.
Nie hätte ich gedacht, dass meine Tochter einmal ein Leben in Sorglosigkeit und Freiheit führen würde. Sicher gibt es die, die uns in den Straßen mit Spott und Frechheiten begegnen, doch die meisten sind freundlich. Ich weiß wohl, dass wir das P-s bedeutender Position und seinem geschäftlichen Erfolg zu verdanken haben, doch ich bin jeden Tag dankbar dafür.
Nicht seit ich meine Eltern zuletzt sah, habe ich gehofft, eines Tages wieder so glücklich zu sein.
Seite 16 12. August, 1750
Aveline wird größer, ein gesundes, kluges und schönes Kind. Wie ihr Vater sie verwöhnt! Unser Glück wird nur getrübt von geschäftlichen Schwierigkeiten, die P- keine Ruhe lassen. Jeden Abend kehrt er später und später heim, seine Stirn mehr und mehr in Sorgenfalten. Doch er ist sicher, dass sein Investor, Monsieur de L-, und dessen Tochter, die oft zu Besuch ist, ihn durch diese unruhige See führen wird. Ich sage ihm oft, dass wir auch mit weniger Geld auskommen, falls nötig.
Seite 17 2. Oktober 1750
Manchmal sorge ich mich um meine Tochter. Trotz all ihres Charmes und ihres Verstandes ist sie sehr... aktiv, für ein Mädchen ihres Alters. Wir können kaum zum Markt gehen, ohne dass sie Hunden und Hühnern hinterherläuft oder auf Stände und Kisten klettert. Ich sage ihr, dass sie bei mir bleiben muss, damit ich sie nicht verliere. Doch sie hält es für ein Spiel, kichert wild und läuft wieder fort.
Seite 18 8. Januar, 1751
Heute auf dem Markt hat mich der Fischverkäufer etwas Merkwürdiges gefragt. Seine Frau hörte von der Frau des Bäckers, dass Mademoiselle de L- gestern Abend während der Mardi Gras-Feier in den Armen von P- getanzt hat. Ich sagte ihm gleich, dass sie sich sicher getäuscht haben wegen der Masken. P- hat die halbe Nacht gearbeitet, ganz in Gedanken wegen seiner Geschäfte. Es sieht aus, als gäbe es eine neue Gelegenheit am Horizont.
Seite 19 15. März 1751
Heute empfing ich Mademoiselle de L- zum Tee. Sie stellte viele Fragen über das Haus und all die Artefakte darin. Und sie hat Avelines Vorführung auf dem Klavier sehr genossen. Das muss man sich vorstellen! Klavierstunden! Ich hätte mir nie erträumt, dass eines meiner Kinder derart verwöhnt wird, und doch fühlt es sie sich dabei so wohl, wie ein Fisch im Wasser.
Seite 20 23. August, 1751
Ein großer Schock. P- wird offiziell heiraten, die Tochter von Monsieur de L-. Was soll nun aus mir werden? Und Aveline?
Ich möchte fliehen, noch heute Nacht, doch ich weiß, dass ohne den Schutz von P- die Gefahr zu groß ist, dass man mich wieder einfängt. Und wenn man mich wieder zu einer Sklavin macht - nein, ich darf nicht daran denken. Das kann alles nicht sein. Ein einziges Leben kann nicht so voller Kummer sein.
Seite 21 5. Februar 1752
Monsieur de G- (ich möchte ihn jetzt nicht P- nennen) hat die Madame geheiratet. Er besteht darauf, dass sich dadurch zwichen uns nichts ändert, doch er ist blind. Es hat sich bereits alles geändert.
Aveline und ich haben unsere Privatgemächer im Haus und die Madame behandelt mich wie eine persönliche Hausmagd. Wie sie meine Anwesenheit ertragen kann, bei all den geschwätzigen Schandmäulern von New Orleans, die bei uns ein und aus gehen, weiß ich nicht.
Ich träume immer noch davon, zu fliehen, doch Aveline liebt ihren Vater so sehr. Ich kann sie nicht von ihm losreißen, so wie ich meinen Eltern entrissen wurde.
Seite 22 19. Januar, 1756
Die Madame zeigt ein recht auffallendes Interesse an mir. Jeden kleinen Dienst dankt sie mir überschwänglich, obwohl ich doch ihre Angestellte bin. Stundenlang sitzt sie bei mir, während ich nähe und flicke, und fragt mich, wie es mir in Saint Domingue erging. Sie weiß erstaunlich gut Bescheid, und kannte sogar den Namen M-. Totz all des Leids, das sie mir brachte, und für das ich sie verachten will, fühle ich mich doch genötigt zu antworten, mehr als mir die Höflichkeit auferlegt, die ich ihr als Hausherrin schulde.
Seite 23 7. März 1757
Die Madame hat Kontakt zu vielen Frauen großer Händler, die viel über die Formen von Hüten und die Preise von Stoffen reden. Ich versuche, Neues über die Bruderschaft zu erfahren, oder es gar zwischen den Zeilen herauszulesen, doch bisher habe ich keine Informationen erhalten, die bestätigen können, ob ich hier weiterhin sicher bin, oder nicht.
Seite 24 14. April, 1757
Die Madame hat mir heute etwas Merkwürdiges erzählt. Sie sprach von der Frau eines Kaufmanns, dessen Geschäftspartner kürzlich bei Saint Domingue aufschnappte, dass ein Voodoo-Hungan namens M- an Bord eines Schiffes nach La Louisiana ging. "Merkwürdig, nicht wahrß", sagte sie. "Was könnte so jemand nur in New Orleans wollen? Was könnte er hier wohl suchen?"
Ich fürchte, ich kenne die Antwort nur zu gut. Mich sucht er.
Seite 25 1. Mai, 1757
Es fällt mir schwer, das zu schreiben - fast unmöglich ist es. Heute Nacht verlasse ich New Orleans. Madeleine, Gott segne sie, schwor, sich meiner Aveline anzunehmen, sie zu lieben, sie aufzuziehen und zu schützen - wenigstens bis es sicher genug für meine Rückkehr ist.. Dank ihrer Kontakte fand sie für mich eine Zuflucht in Chichén Itzá, wo ich sicher bin und Arbeit habe.
Sobald die Gefahr vorüber ist, kehre ich zurück. Wenn ich nicht sicher wäre, dass dies bald geschehen könnte, ich würde das alles nicht überstehen. Ich verlasse meine Tochter, denn nur so ist sie wirklich sicher - und nur so werde ich sie einmal wiedersehen. Ich ließ das Herz bei ihr, damit sie es aufbewahrt, nur weiß sie nichts davon.
Seite 26 Ich weiß nicht, welcher Tag es ist. Doch trotz des Kummers, der mich jeden Moment plagt, geht es mir gut in Chichén Itzá. Monsieur de F- hieß mich willkommen und gab mir Arbeit in der Gemeinde, die er aufbaut.
Hier sind Wissenschaftler, die eine große archäologische Ausgrabung durchführen, auf der Suche nach heiligen Ruinen und der Geschichte dieses Ortes.
Hier muss ich nicht verstecken, dass ich schreiben kann. Man ermutigt uns sogar dazu. Ich bekam ein neues Buch. Das alte ließ ich zurück, denn welchen Sinn hat die Vergangenheit hier für mich?
Seite 27 Ich entdeckte heute etwas Eigenartiges bei der Ausgrabungsstätte. Die Artefakte, die wir zutage bringen, zeigen auffallende Ähnlichkeiten zum Herz der Bruderschaft. Ein Schauer überkam mich, als ich die erste Scherbe in den Händen hielt. Ich will nicht undankbar sein, man behandelt mich gut hier. Doch frage ich mich, ob es noch einen Grund für diese Ausgrabungen gibt, und was wirklich hinter dem Lächeln unserer Auftraggeber steckt.
Oh, wie ich mir wünsche, dass die Madame mir Nachricht aus New Orleans schickt. Ich vermisse Aveline so schrecklich, und ich möchte fort von hier, sobald es sicher genug ist.
Seite 28 Ich wurde zur Vorarbeiterin ernannt, also bin ich sicher, sie ahnen nichts von meinem Verdacht. Doch Tag für Tag wächst meine Besorgnis. Mir gefällt das gierige Funkeln in den Augen De F-s nicht, wenn er danach fragt, warum nicht schon längst mehr Artefakte gefunden wurden.
Noch immer kein Wort von der Madame zu Aveline. Kennt meine Tochter überhaupt noch mein Gesicht?
Seite 29 Ich glaube, ich habe das Artefakt entdeckt, das sie suchen. In meinen Händen spüre ich seine Macht. Es ist ein Teil einer Scheibe - wie ein Triptychon entfaltet es seinen Sinn erst zusammen mit den beiden anderen Teilen. Von einem weiß ich bereits. Das andere, hab ich es einmal gesehen? Nur wo?
Das spielt nun keine Rolle. Ich habe die Scherbe versteckt. Sie werden sie nicht finden.
Ich erkenne jetzt, dass es närrisch war, der Madame zu vertrauen. Sie ist nicht, was sie scheint. Ihr Wissen stammt nicht vom Klatsch der Kaufmannsfrauen, sondern direkt von der Quelle. Sie gehört nicht zur Bruderschaft, und ist doch ähnlich finster. Ich fürchte um meine Tochter - wie sehr und zu welchem Zwecke man sie bereits beeinflusst hat.
Seite 30 Zu guter Letzt ist de F- meine Ausflüchte leid. Er verbannte mich von der Arbeit und aus der Gemeinschaft. Ich werde mir ein Versteck suchen. Solange de F- den Hafen kontrolliert, gibt es keine Aussicht auf eine Flucht. Diese Leute sehen alles, wissen alles.
Quelle: Animus-Datenbank